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2014-12-05 mini

 

 

... und hält immer noch den deutschen Rekord über 10.000 m in der Altersklasse M40

mit der Zeit 29:20,80 min!

2014-12-05 hoch mittel

Wetteraner Urgestein Helmut „Hems“ Jesberg wird am 9. Dezember 80 Jahre

Helmut Schaake. Wetter/Marburg.

Eine Lauflegende der 70er Jahre wird am 9. Dezember 80 Jahre alt: der Wetteraner Helmut Jesberg. Hems, wie ihn seine Freunde nennen, hat viele Gesichter, Facetten und Talente. Er war Lehrer und Leistungssportler und ist immer noch Naturschützer. In den 70iger Jahren gehörte er zu den besten deutschen Langstreckenläufern und hält noch heute mit 29:20,8 Minuten die deutsche Bestzeit der über 40-Jährigen über 10 000 Meter.

 

Jesberg studierte in Darmstadt Biologie, Chemie und Sport. Dort um das Hochschulstadion frönte er in Darmstadts Wäldern „Rund um den Dachsberg“ seinem geliebten Mittel- und Langstreckenlauf. Als er dann nach Wetter zurück kam und als Lehrer an der Steinmühle und später an den Kaufmännischen Schulen unterrichtete, meinte er, so wie in Darmstadts Wälder könne man in und um Wetter nicht laufen. Doch bald entdeckte er mit einer großen Gruppe gleichgesinnter Laufverrückter den großen Burgwald und lernte ihn mit seiner ganzen Schönheit kennen und lieben.

Er gehört zu den Mitbegründern der Arbeitsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“. Mehr als ein halbes Leben engagiert sich Helmut Jesberg für den Naturschutz im Burgwald. Über 20 Jahre lang war er Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“, machte auf die seltenen Vorkommnisse in der Pflanzen- und Tierwelt im Burgwald aufmerksam, kämpfte gegen Zerstörungen der Natur durch eine Zerschneidung der geplanten Bundesautobahnbau A 4 und gegen die Bedrohung der Austrocknung durch unkontrollierte Wasserentnahme. Frei nach dem Motto der Aktionsgemeinschaft in den 70er Jahren stand auf Autoaufklebern „Hattu Burgwald, muttu drauf aufpassen“. Für sein unermüdliches Engagement wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

 

Der Leistungssportler Helmut Jesberg startete für den ASC Darmstadt und gehörte als Spätberufener zur deutschen Spitzenklasse im Crosslauf.

Als 39-Jähriger erkämpfte er sich bei den deutschen Crosslaufmeisterschaften in Marktredwitz 1973 einen sensationellen 5. Platz und sicherte sich zusammen mit Sieger Lutz Philipp und Reinhold Leibold mit 13 Punkten vor der LC Bonn den Titel. Nicht nur durch sein markantes Heulen und Fauchen zermürbte er seine Konkurrenz, sondern mehr noch durch seine ungeheuerliche Kampf- und Willenskraft. Entweder im Netzhemd, das er auch bei 10 Grad Minus trug, oder mit einer Wildsau auf dem T-Shirt war er gefürchtet.

Neben zahlreichen Hessenmeisterschaften holte er fünf Deutsche Meisterschaften (Cross und Marathon) in der Mannschaftswertung mit den ruhmreichen ASC Langstrecklern. Dazu stand er auch noch dreimal bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften auf dem Siegertreppchen, startete im Nationaltrikot bei Länderkämpfen (2) und kam auch bei internationalen Starts wie beim Silvesterlauf in Sao Paulo auf einen ansprechenden 14. Platz. Am höchsten zu werten aber sind seine 29:20,8 Minuten, die er als 41-Jähriger am 1. Mai 1975 in Frankfurt über 10.000 Meter lief. Das ist immer noch nach 39 Jahren deutsche Seniorenbestleistung der Altersklasse M40.

Wenn man bedenkt, dass in diesem Jahr in Hessen nur zwei schneller waren, und er mit 29:20 Min. in 1975 in der Deutschen Bestenliste gerade mal den 22. Rang einnahm, ist das eigentlich beschämend für die deutschen Langstreckenherrlichkeit. Wie sagt Laufguru „Hems“ Jesberg so schön: „So verkehrt können wir damals eigentlich im Wald mit viel Spaß nicht trainiert haben. Wir waren eine große Gruppe von „Laufverrückten“, die sich gegenseitig motiviert haben, aber die alle die 5000 Meter unter 15 Minuten und auch die Marathonstrecke unter 2:30 Stunden liefen. Mit Fahrtspiel nach Gefühl, im Burgwald oder auf den Lahnbergen, wurde damals trainiert. Es ging auch ohne Pulsmesser und Laktatwertmessung. Es wurde hart trainiert, aber immer mit einem Blick auf die schöne Natur, und wir hatten alle das Ziel, möglichst schnell zu laufen und den anderen im Wettkampf zu schlagen.“

Wenn man in die Bestenlisten der 70er Jahre schaut, weiß man, wovon Jesberg redet. Aber auch die anderen Bestzeiten Jesbergs können sich heute noch sehen lassen: 3000 m: 8:23,4 min (1965); 5000 m: 14:13,8 min (1973) und Marathon 2:22:17 h (1976).

 

Leider hat ihn eine Infektion nach einer Spritze ins Kniegelenk 1982 von Prof. Klümper an Gehhilfen gebunden und sein Traum, auch noch weiter im Seniorenalter der Hauptklasse im Crosslauf das Fürchten zu lehren, wurde abrupt beendet.

 

Eine große Leidenschaft war das Skifahren, und mit seinen Schulklassen hielt er viele Skifreizeiten ab. In den Bergen hat er seine zweite Heimat gefunden. Regelmäßig fährt er ins Habachtal, wo er seltene Steine sammelt.

Heute hält sich der ehemalige Lehrer als rüstiger Pensionär mit täglichem Schwimmen im Wetteraner Hallenbad oder in seinem Hausgarten fit, aber das mit demselben Elan, den er auch als Langstreckler hatte. „Ich habe heute noch weniger Zeit als früher, ich arbeite bis spät in die Nacht“, so Jesberg.

 

Auf die Frage, wo er sein bestes Rennen gelaufen ist, kommt die schnelle Antwort: am Teufelsberg beim Crosslauf in Berlin als Dritter hinter so Laufgrößen wie Europameister Bodo Tümmler und Peter Kubicki, und natürlich die 10 000 Meter in Frankfurt 1975.

Unvergesslich für seine damaligen Mitläufer und den ASC Darmstadt sind die Trainingslager im Burgwald. Vier Trainingseinheiten am Tag mit jeweils 45 Minuten. Wenn einer Durst hatte, wurden diverse Quellen angelaufen, davon gibt es über 20. Aber auch für andere Durstlöscher hatte „Hems“ in den entsprechenden Depots schon Wochen vorher gesorgt.

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Dort wird er sich sicher auch einmal eine
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geliebten Burgwald gönnen.

Seine ganze Kraft aber setzt er für den Naturschutz ein. An seiner Lieblingsquelle, dem "Kuhgrawebörnche", bekam er einen Tag vor seinem Ehrentag eine Bank gestiftet vom Forstamtsleiter Eberhardt Leicht und mit bei der Übergabe war auch Dr. Anne Archinal, die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft „„Rettet den Burgwald.  

Dort wird er sich sicher auch einmal eine Ruhepause mit Blick auf seinen geliebten Burgwald gönnen.

2014-12-09 1mittel

                                                                                                      Bericht und Fotos: Helmut Schaake

 

Anmerkung:
Hems und eine Ruhepause?? Die Pause ist wohl eher für diejenigen gedacht, die der Hems unermüdlich durch den Burgwald scheucht von dem einen seltenen Bärlapp zu dem nächsten seltenen Wollgras... ;)

S. Wolf

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Spiridon Artikel500

Aus: Laufmagazin SPIRIDON (Dez. 2014)

 

 

 

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